Kein Totentanz, sondern Darstellung der Legende der dankbaren Toten. Wir blicken auf ein Dorf in ländlicher Umgebung. Im Hintergrund erheben sich Felder und Hügel vor bewölktem Himmel. In der Mitte stehen einige Bauernhäuser und die Dorfkirche. Rechts im Vordergrund schauen wir von einem mit Baumstämmen bewaldeten Hügel auf das Dorf hinab. Im Vordergrund Mitte links erkennen wir die Szene mit den dankbaren Toten. Im von einer Ringmauer umgebenden Friedhof vor der Kirche kniet der mit erhobenen Händen betende Ritter, rechts neben ihm steht sein Pferd. Links hinter dem Ritter erhebt sich das Beinhaus, in dem die auferstehenden Totengerippe, die sich kampfbereit, mit bäuerlichen Werkzeugen wie Sensen, Mistgabeln, Dreschschlegeln versehen, den bewaffneten Verfolgern entgegenstellen. Das ganze Bild ist in grünen und braunen Farbtönen gehalten. Legende: Ein Ritter betet jeweils beim Vorbeigehen am Friedhof für das Seelenheil der Toten. Als er wieder einmal hier vorbeikommt, wird er von Wegelagerern bedrängt. Er flüchtet ins Innere des Friedhofes und beginnt zu beten. Da kommen ihm die aus den Gräbern auferstandenen Toten zu Hilfe und schlagen die entsetzten Feinde in die Flucht. Als Dank für seine Fürbitten haben ihm nun die Totengerippe geholfen.
Lage
Das Beinhaus befindet sich an der Innenmauer, Südseite, der reformierten Pfarrkirche St. Arbogast. Im Innern des Beinhauses erblicken wir an der S-Wand das Jüngste Gericht, an der O-Wand den hl. Michael und an der W-Wand die Legende der dankbaren Toten.
Datierung
1513
Künstler
unbekannt, vermutlich waren mehrere Künstler beteiligt.
Auftraggeber
Chorherr Arnold zum Luft, * um 1453, † 3.11.1517
Restaurierungen
Im Jahr 1908/09 konnte das Beinhaus mit Subventionen des Bundes renoviert werden. Dabei wurden auch ihre Fresken von 1513, die bei der Reformation übertüncht wurden, wieder freigelegt. Eine weitere Sanierung erfolgte 1955/56. Aufwendig wurden 2008/09 die Beinhausfresken restauriert.
Materialien
Masse
200 x 450 cm
Inschriften
Es wurden keine Texte gefunden.
Bemerkungen
Hans-Rudolf Heyer bezeichnete1969 diese Darstellung als eine der frühesten Renaissancemalereien unserer Gegend. Der dargestellte Friedhof mit der Ringmauer entspricht einigermassen der Kirche von Muttenz. Sehenswert sind am Beinhaus auch die äusseren Wandmalereien. Sie wurden kurz nach der Erbauung des Beinhauses um 1513 angebracht. Nachdem sie 1923 wieder freigelegt und neu übermalt und ergänzt wurden, konnte die letzte Konservierung und Restaurierung der Wandfläche und der Malereien vor Weihnachten 2020 abgeschlossen werden.
Die Kirche von Muttenz ist die einzige Kirchenanlage in der Schweiz, die allseitig von einer erhaltenen Wehrmauer umgeben ist.
Öffnungszeiten: täglich von 09.00 bis 18.00. Für die Besichtigung des Beinhauses ist die Benachrichtigung der Sigristin erwünscht: sigrist.dorf@refmuttenz.ch
Literatur
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.), Kunstführer durch die Schweiz., Bern 1982, Bd. 3, S. 15-16
Schweizerischer Kunstführer, Dorfkirche Muttenz, Hans-Rudolf Heyer, Ernst Murbach, Bern 1988, S. 3 (Grundriss), S. 16-18 (Beinhaus)
Reiner Sörries, Tanz der Toten – Todestanz. Der monumentale Totentanz im deutschsprachigen Raum, Dettelbach 1998, S.85
Hans Georg Wehrens, Der Totentanz im alemannischen Sprachraum, Regensburg 2012, S. 39-40
www.de.wikipedia.org/wiki/Totenhilfe
www.altbasel.ch Geschichte, Kirchen und Klöster, Die Wehrkirche St. Arbogast
www.baselland.ch Themen, Kirchen, Kantonales Inventar geschützter Kunstdenkmäler
www.heimatkunde-muttenz.ch Geschichte, Dorfkirche St. Arbogast
Bilder
Walter Matti