Luzern LU Spreuerbrücke

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Die Spreuerbrücke vom linken Reussufer aus gesehen
Beschreibung

Als Einleitung dienen: der Luzerner Standesschild mit zwei Wilden Männern als Schildhalter, der Kampf zwischen dem Totenschiff und dem Schiff der Lebenden, Matteo Visconti übergibt Alberto Scotti sein Zepter, der Tanz der Toten, der Sündenfall (verloren) und die Vertreibung aus dem Paradies.
Auf rund 60 Tafeln begegnet der Tod den Lebenden. Dabei sind alle Stände vertreten: Papst, Kaiser, Kaiserin, Kardinal, König, Königin, Bischof, Herzog, Herzogin, Abt, Äbtissin, Graf, Gräfin, Propst, Pfarrer, Mönch, Priorin, Edelmann, Edelfrau, Schultheiss, Ratsherren, Ritter, Richter, Uhrmacher, Fähnrich, Advokat, Philosoph, Astrologe, Kaufmann, Schreiber, Baumeister, Reiter, Maler, Bildhauer, Jäger, Goldschmied, Bader, Krämer, Fischer, Soldat, Gärtner, Bauer, Weltmann, Kind, Knabe, Jüngling, Jungfrau, Liebende, Brautpaar, Greis, Greisin, Müllerknecht, Marktschreier, Landstreicher. Den Abschluss bilden Chronos - die Zeit, die Auferstehung der Toten und das Jüngste Gericht.
Auf den Tafeln tritt der Tod nicht als Tanzpartner auf, sondern er mischt sich unauffällig unter das Volk. Meist ist er nur am Totenkopf zu erkennen: Dem Pfarrer mit der Monstranz geht er als Sigrist mit Glocke und Laterne voran; die Priorin zieht er zu sich ins Bett (Grab), während ein anderer das (Toten-) Fenster öffnet; den Edelmann schiesst er (wie Wilhelm Tell den Gessler) mit der Armbrust aus dem Versteck vom Pferd; dem Schultheissen überreicht er als Bittsteller einen Brief, während ein anderer in Ratsherrenkleidung seinen Stab gegen einen Pfeil austauscht; im Gericht hat er sich mitten unter das Kollegium gemischt, ein anderer nimmt dem Richter seinen Stab weg und ein dritter stupst den Angeklagten nach vorn.

Lage

Gemeinde
Luzern
Kanton
Luzern

Datierung

1616-1632.

Künstler

Der Zyklus wurde von Caspar Meglinger (1595 - um 1670) konzipiert und von ihm und seinem Atelier zusammen mit verschiedenen Malerkollegen realisiert. Zwei Tafeln sind für Caspar Meglinger gesichert und zwei weitere für Hansjakob Wysshaupt (1612-1687).
Für die meisten Tafeln lassen sich Drucke als Vorlagen nachweisen, meist aus Hans Holbeins Totentanz, Hans Holbeins Initial-Buchstaben mit dem Totentanz und Mathäus Raders "Bavaria sancta et pia", aber auch aus verschiedenen anderen Werken.

Auftraggeber

Als der Rat 1611 beschloss, die Kapellbrücke mit Bildern zu versehen, beabsichtigte er bereits, auch auf der Spreuerbrücke Bilder anzubringen. Der Zyklus entstand ab 1616. Zwei Tafeln wurden vom Rat, je eine vom päpstlichen Nuntius Ranuccio Scotti und dessen Bruder, Odoardo Scotti, die weiteren Tafeln von Ratspersonen gestiftet.

Restaurierungen

Grössere Restaurierungen sind in folgenden Jahren nachgewiesen: 1727-1730, um 1756 (Johann Melchior Suter), 1923-1924 (Caspar Hermann) und ab 1994 nach dem Brand der Kapellbrücke (verschiedene Restauratoren).

Beschaffenheit

Hartholz und Weichholzbretter wurden zu dreieckigen Tafeln verleimt. Die Tafeln sind auf einer Seite in Öl gemalt.

Masse

Unterschiedliche Formate. Höhe 120-142 cm, Breite 195-220 cm.

Inschriften

Jede Tafel trägt den Klagspruch der dargestellten Person oder denjenigen des Todes an den Menschen. In der Mitte wird der Donator der Tafel genannt, in den Ecken des Bildes sind ihre Wappen angebracht, manchmal auch jene der Nachkommen, welche die Restaurierungen übernahmen.

Bemerkungen

Im Historischen Museum Luzern kann ein Audioguide mit einer Führung zu den Totentanzbildern ausgeliehen werden.

Literatur

Heinz Horat, Die Bilder der Lebenden und der Toten auf der Spreuerbrücke in Luzern, in: Die Spreuerbrücke in Luzern. 1996, S. 79-93.

Heinz Horat, Katalog der Brückenbilder, Bildprogramm, Ikonographie, in: Die Spreuerbrücke 1996, S. 123-282.

Klag-Spruch oder Todten-Dantz aller Ständ der Welt. Auff der Mühlbrucken in Lucern mit schönen Figuren geziert … Luzern 1637.

Adolf Reinle, Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Band II, Die Stadt Luzern, I. Teil, Basel 1953, S. 98-103.

Die Spreuerbrücke in Luzern. Ein barocker Totentanz von europäischer Bedeutung. Luzern 1996.

Der Todtentanz. Gemälde auf der Mühlenbrücke in Luzern ausgeführt von Casparus Meglinger Pictor. Getreu nach den Originalen lithographiert und herausgegeben von den Gebr. Eglin, Luzern 1867 (weitere Ausgaben 1881 und 1892).

Liselotte Wechsler, Zur Restaurierungsgeschichte der Gemälde der Spreuerbrücke, in: Die Spreuerbrücke 1996, S. 95-121.

Bilder

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Tafel 9 Die Königin
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Tafel 10 Der Bischof
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Tafel 43 Der Bader
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Tafel 61 Der Marktschreier

Erfassung

Josef Brülisauer, Luzern 2017.