Luzern LU Regierungsgebäude

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Der Innenhof des Regierungsgebäudes mit dem Totentanz
Beschreibung

Der Totentanz besteht aus acht Tafeln mit 24 Personengruppen. Der Tod wird dabei mit unterschiedlichen Requisiten als Begleiter ausgezeichnet. Wegen der unterschiedlichen Form gehörte die Tafel 0 vermutlich ursprünglich zu einem anderen Totentanz.
 0. Vor einem mit Knochen angefüllten Beinhaus spielen drei Tote mit Kesselpauken, Zink, Trommel und Bombarde zum Tanz auf. 1: Der Engel vertreibt Adam und Eva aus dem Paradies, hinter ihnen der Tod mit der Sichel, daneben drei zum Tanz aufspielende Skelette. Dem Papst auf dem Thron nimmt der Tod als Kardinal die Tiara ab, daneben steht der Tod mit Halbarte und Barett als Wache. Gleichzeitig segnet der Papst den (auf dem nächsten Bild) knieenden Pilger. 2: Dem Kaiser überbringt der Tod als Türke eine besiegelte Urkunde; dem Kardinal nimmt er den Hut weg und dem König entreisst er das Szepter. 3. Die Kaiserin fasst er an der Schulter und drückt sie zu Boden, sie wird von Zofe gestützt. Der Königin stösst er zwei Pfeile ins Genick. Den alten Bischof führt der Tod nach rechts weg. Dem Herzog greift der als Jäger verkleidete Tod an den Hut, gleichzeitig langt er mit der Rechten nach der besiegelten Urkunde, welche der Narr dahinter zurückhält. 4. Der Benediktinerabt wird vom Tod mit Mitra und Stab brutal vom Betstuhl gerissen. Die Äbtissin führt der Tod am Skapulier wie eine Gefangene hinweg, ihren Stab hat er auf die Schulter gelegt. Dem Pfarrer auf dem Versehgang geht der Tod als Messmer mit Laterne und Glocke voran. Den reichgekleideten Ratsherren packt der Tod mit der Rechten an der Hand und greift mit der Linken ins Wams, wo eine goldene Uhr zu sehen ist. 5. Dem Schwert schwingenden Krieger fällt der Tod mit der Linken in den Arm, während er die Rechte mit dem Pfeil gegen ihn auszieht. Dem jungen Patrizier (Bräutigam) schenkt der Tod von hinten den vergifteten Trank in einen goldenen Pokal. Der jungen Patrizierin (Braut) ergreift der Tod von hinten ihre Hand und narrt sie mit der Rechten mit einem kleinen Strauss. Zwischen dem Paar spielt ein Skelett auf einem Knochenxylophon zum Tanz. 6. Der Jungfrau helfen zwei Skelette beim Ankleiden. Das rechte tuschelt ihr ins Ohr. Dem reichen Mann, der in mitten von Ballen, Fässern und Geldsäcken steht, packt der Tod am Arm und flüstert ihm eine Nachricht zu. Dem Maler, der versonnen vor seiner Staffelei sitzt (wahrscheinlich das Porträt des Künstlers), gibt er mit einem Triangel das Zeichen. Dem wegeilenden Krämer greift der Tod an den Arm und ans Räff und zwingt ihn zur Umkehr. 7. Den reichen Bauern führt der Tod als einfacher Landmann verkleidet hinweg. Den alten Bettler mit Holzbein und zwei Krücken führt der zerlumpte Tod leichtfüssig an einer Leine auf dem Weg. Das Kind mit einem Windrad wird vom Tod mit einem Apfel angelockt; auf der anderen Seite versucht die Mutter oder Kinderfrau es von ihm wegzuziehen

Lage

Regierungsgebäude, (ehemaliges Jesuitenkollegium), Bahnhofstrasse 15, im 2. Obergeschoss des Lichthofes.

Gemeinde
Luzern
Kanton
Luzern

Datierung

Wohl um 1610/1615 entstanden.

Künstler

Jakob von Wyl (1586-1619) zugeschrieben.

Auftraggeber

Der Zyklus wurde wohl kaum von den Jesuiten in Auftrag gegeben. Vielleicht kam er als Aussteuer des eintretenden Luzerner Patriziers Johann Ludwig von Wyl (1641-1701) zu den Jesuiten. Er ist 1668 erstmals im Jesuitenkollegium belegt. Möglich wäre auch eine Übernahme aus dem Franziskanerkloster. Dort gab es nachweislich einen Totentanz. Die Tafel 0 fand sich 1833 in diesem Kloster und gehörte wohl zu diesem Zyklus.

Restaurierungen

1668 erste erwähnte Restaurierung; 1834 anlässlich der Lithographierung durch Eglin; letzte Restaurierung 1986 durch Georges Eckert.

Beschaffenheit

Ölmalerei auf Leinwand.

Masse

Höhe 115 cm, Breite unterschiedlich 230 bis 300 cm. (Tafeln 1-7); Höhe 143 cm, Breite 100 cm (Tafel 0).

Inschriften

Keine.

Bemerkungen

Die Tafeln sind während der Bürozeiten der kantonalen Verwaltung frei zugänglich.

Literatur

Georg Carlen, Der Totentanz im Regierungsgebäude zu Luzern, in: Todesreigen – Totentanz. Die Innerschweiz im Bannkreis barocker Todesvorstellungen, Luzern 1996, S. 93-125.
Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern. Band II Die Stadt Luzern I. Teil von Adolf Reinle, Basel 1953, S. 315-317.
Werner Y. Müller, Der Luzerner Totentanz des Jakob von Wyl. Zürich 1941.
Winfried Schwab, Der Luzerner Totentanz des Jacob von Will und seine graphischen Vorlagen, in: Geschichtsfreund 158/2005, S. 195-210.
Todten-Tanz oder Spiegel menschlicher Hinfälligkeit in acht Abbildungen. Lithographiert von Gebr. Eglin. Luzern 1838.

Bilder

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1 Vertreibung aus dem Paradies, Totenmusik, Papst
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2 Kaiser, Kardinal und König
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3 Kaiserin, Königin, Bischof, Herzog
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4 Abt, Äbtissin, Pfarrer und Ratsherr
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5 Kriegsmann, Junges Partizierpaar (Bräutigam und Braut)
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6 Jungfrau, Reicher Mann, Maler und Krämer
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7 Bauer, Bettler und Kind
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0 Beinhaus, Totenmusik
Bildnachweis

Josef Brülisauer 2018

Erfassung

Josef Brülisauer 2018