Eine gut 19 m lange und über 2 m hohe Schädelwand gibt der Kapelle mitten in Leuk ihren Namen. Es sind nicht die Toten von Seuchen und Kriegen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, sondern die sterblichen Überreste jener, für die der Friedhof zu eng geworden ist.
In der Mitte des Raumes befindet sich der viereckige, breitwandige Fundamentpfeiler, er trägt den südwestlichen Bündelpfeiler der Arkade. An zwei Seiten dieses Pfeilers, südliche und westliche Wand, finden wir Szenen eines spätgotischen Totentanzes.
An der Nordseite ist der knapp skizzierte Schmerzensmann zu sehen und an der Ostseite erkennen wir Rötel-Inschriften, die Hinweise auf Sorge und Angst geben: «O frommer christ, huete dich vor der lutherischen thrug und lyst…»
Auf der Südseite begegnen wir einer Gruppe von Klerikern. Ihnen kommen fünf tod-bringende Skelette entgegen. Der rechts im Vordergrund schreitende Tod trägt in der linken Hand die Sanduhr und in der rechten den auf den Papst gerichteten Todespfeil. Die vier anderen rauben dem Chor der Geistlichen (Papst, Kardinal, Bischof, Prälaten, Kaplan und Mönche) ihre Kopfbedeckungen und Insignien, denn «die. stund. ist. hie. üwe’. leben. müssen. ir. lan.». Vermutlich wurde dieses Bild später übermalt.
Auf der Westseite des Pfeilers erwarten todbringende Gestalten den heranziehenden Harst. Zwei Reiter, ein Fähnrich, ebenfalls zu Pferd, ein Hellebardier, ein Landsknecht und vier Knappen werden von vier mit Pfeil und Bogen, Sensen und Knüppeln bewaffneten Totenskeletten überfallen. Auch durch Bestechung, indem der jugendliche Reiter auf dem braunen sich jäh zurückprallenden Pferd mit der linken Hand einen vollen Geldbeutel hinstreckt, versucht er den Tod zu überlisten. Doch der Sensenmann verschmäht dieses Anerbieten. Dem geharnischten Ritter wird das Visier auseinandergerissen. Dem Jüngling rechts aussen wird vom Skelett die Sense um den Hals geschwungen. «ich. bin. der. thod. mit. gwallt. ich. nim. kriegschlyd. jung. und. alltt.». Dem Künstler gelingt es auf eindrückliche Art, auf das den tapferen Kriegern und dem Klerus bevorstehende Verhängnis hinzuweisen.
Hier wie dort heben sich die Figuren auf grünem Boden von einem hellblauen Grund ab.
Lage
Pfarrkirche St. Stephan, Wandmalerei im Beinhaus, das in der Mitte des südlichen Seitenschiffes gelegen ist. Der Totentanz ist auf zwei Seiten des viereckigen Pfeilers gemalt. Das Beinhaus betritt man vom Kirchhofe her durch ein Portal unter der Mitte des südlichen Seitenschiffes.
Datierung
1520/1549.
Künstler
Unbekannter Deutschschweizer Maler.
Auftraggeber
unbekannt.
Restaurierungen
1863, 1886, 1982 und 1993.
Beschaffenheit
Die Fresko-Malerei ist auf rechteckiger Plane gemalt.
Masse
Die Figuren sind etwa einen Meter gross.
Inschriften
Die weissen Spruchbänder, mit Rede und Gegenrede, umwallen mit kühnem Schwunge die einzelnen Figuren. Sie erwähnen das baldige Ende, sei es das der Priesterschaft oder auch das der Kriegsleute. Die einzelnen Worte werden durch rote Striche und Punkte getrennt.
Bemerkungen
Im Beinhaus fand man 1982 bei Renovationsarbeiten unter meterhoch aufgeschichteten Gebeinen 26 Statuen aus dem 13. bis 16. Jh. Darunter ist eine Pietà aus der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts von ausserordentlicher Qualität erwähnenswert. Daneben ist auch der neu hergerichtete Armenseelenaltar bewundernswert. Einige Skulpturen sind in der Kirche zu bestaunen, darunter viele Heilige.
Literatur
Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.), Kunstführer durch die Schweiz, Bern 1982, Bd. 2, S. 310/311
Historisches Lexikon der Schweiz, Leuk, Sarbach Josef, Beinhaus Leuk, 1994, S 1-20
Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich, Die Stadt Leuk, Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Schweizerische Kunstführer GSK, Serie 83, Nr. 823-824, Bern, 2008, S. 22-26
Bilder
alle Aufnahmen von Walter Matti 2018.