Hasle LU Beinhaus

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Das Beinhaus von Hasle, dahinter die Pfarrkirche St. Stephan
Beschreibung

Der Totentanz ziert die beiden Langhauswände mit je einer Dreiergruppe, und die Chorwand mit Papst und Kaiser. Die Figuren stehen frontal direkt auf den barocken Kartuschen. Sie haben keinen Hintergrund, sind aber anhand ihrer Arbeitsgeräten klar zu identifizieren. Der Tod als Skelett steht hinter oder leicht neben den Figuren. Oberhalb der Person stehen die Sprüche des Todes und der jeweiligen Gestalten. Dem Papst (vom Altar aus gesehen rechts) mit dem dreifachen Kreuzstab und dem Buch nimmt der Tod die Tiara vom Kopf. Der Kaiser ist als Kriegsherr mit Panzer und Beinschienen dargestellt. Ihm greift der Tod von hinten an den Reichsapfel und das Szepter.
Auf der linken Seitenwand ist die Gruppe Jüngling, Bauer, Älpler dargestellt. Der untere Teil des Jünglings und das rechte Bein des Bauern sind durch die Öffnung eines früheren Bogenfensters verloren gegangen. Der Jüngling, dem der Tod von hinten über die Schulter spricht, breitet resigniert die Hände aus. Dem Bauer, der um Verschonung bittet, legt er den Arm um die Taille. Den Älpler, der grüssend den Hut hebt und sich wegdreht, packt er an der Schulter. Die drei Dorfgewaltigen, der Wirt, der Schreiber und der Müller sind auf der gegenüberliegenden Seite abgebildet. Dem Wirt, welcher den anderen zuprostend sich vom Tod abwendet, nimmt er den Pokal aus der Hand. Dem alten Schreiber, der dem Wirt einen Siegelbrief entgegenhält, zeigt der Tod das Stundenglas und packt ihn an der rechten Hand. Den Müller, der sich mit seinem Kornmass nach rechts wegwendet, hält er an der Schulter und am rechten Arm zurück.

Lage

Beinhaus neben der Pfarrkirche, Wände im Langhaus und Chor

Gemeinde
Hasle
Kanton
Luzern

Datierung

wohl 1687

Künstler

Der Zyklus stammt vermutlich von Jakob Fleischlin (um 1669-1700) aus Luzern. Er hat auch das Altarbild datiert und signiert, welches bei der Umgestaltung des Beinhauses 1687 geschaffen wurde.

Auftraggeber

Initiant des Totentanzes war wohl Pfarrer Franz Schmid, Pfarrer in Hasle von 1653 bis 1691. Die Stifter sind in den Kartuschen unter den Figurengruppen aufgeführt (siehe Inschriften).

Restaurierungen

Pfarrer Süess liess in den 1840er Jahren die Fresken übertünchen. Als man unter dem abbröckelnden Putz Malereien entdeckte, wurden sie 1908/09 unter Leitung von Robert Durrer freigelegt und von Christian Schmidt restauriert, erneut 1957/58 von Hans Fischer und 1978/79 von Oskar Emmenegger.

Beschaffenheit

Freskomalerei

Masse

Die lebensgrossen Figuren sind ca. 180 bis 190 cm hoch.

Inschriften

Die Dialoge zwischen dem Tod und den Personen sind je als Zweizeiler über den Figuren angebracht.

Todt
Macht eüch betten nüt mir darvon
von dem Haubt riβ ich die kron.

Papst
Will ich der gröst gwalt der Erden
Wan der dort kunt dut znichten werden.

Todt
Fürcht euch nit ab min gstalt
Ergrif den Zebter und den gwalt.

Keiser
Hilf mir in ill min starke wacht
Der Todt sunst als znichten macht.

Todt
Ich bit schlag alles in die Schantz
Muβt mit mier in den Todtedantz.

Jüngling
Ich bit welst mich läben lan
Ein Alten griff für mich an.

Todt
Min Bur rüst dich willig drin
Das Endt ist da smuos gstorben sin.

Bur
Bit laβ sin nit Sterben will
Der müsiganger findst doch vill.

Todt
Halt still ficht nit es ist ietz us
Ab miner gstalt mach kein gruβ.

Alper
Wie fichts mich so sur an
Laβ foppen sin laβ mich gan.

Todt
Gib mir ietz das glas mit win
Guot läben zu dem end duot sin.

Wirt
O wee ich bit laβ mich Läben
Faβ und win wil alles gäben.

Todt
Gib din Hand kein Brief nim an
Was gschriben ist uswüschen kann.

Schriber
Ich hab noch zuo Schreiben fill
zuo stärben ietz han mit diewil.

Todt
Die Mülle ist bstanden kum mit mier
Muost laβen SLäben sag ich dier.

Müller
Laβ mich gan nit Stärben kann
Zuo hartt duost mich griffen an.

Unter den Figuren sind in Kartuschen die Stifter verzeichnet: Papst: Kilen Richter Melchior Wicki, Kaiser: Statthalter Ulrich Rüdi, Wirt, Schreiber, Müller: Weibel Bernardt Edell, Landschriber Peter Rengli, M. Jost Schalher. Die Namen der Stifter von Jüngling, Bauer, Älpler fehlen, weil die Kartusche durch den Ausbruch des Fensters unvollständig ist.

Bemerkungen

Sehenswert ist auch das Antependium am Altar mit den vier letzten Dingen (Tod, Gericht, Himmel und Hölle) in einem Rahmen mit aufgemalten Totenköpfen und gekreuzten Beinknochen.

Literatur

Julius Aregger, Das Beinhaus von Hasle, in: Blätter für Heimatkunde aus dem Entlebuch, 5/1932, S. 90-121. Abdruck mit Nachträgen in: Aus der Kirchengeschichte von Hasle: Festgabe für Herrn Pfarrer Theodor Studer, Hasle, zur Erfüllung seines 70. Lebensjahres, Hasle 1979 S. XXX.

Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Band 1, Die Ämter Entlebuch und Luzern Land, von Xaver von Moos, Basel 1946, S.111-115.

Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern, Neue Ausgabe 1, Das Amt Entlebuch, von Heinz Horat, Basel 1987, S. 190-193.

Regula Odermatt, Totentanz Hasle, in: Todesreigen – Totentanz. Die Innerschweiz im Bannkreis barocker Todesvorstellungen. Luzern 1996. S. 49-54.

Bilder

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Der Kaiser
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Der Papst
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Jüngling, Bauer und Älpler
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Wirt, Schreiber und Müller
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Das Antependium am Altar
Bildnachweis

Josef Brülisauer 2018, 2020.

Erfassung

Josef Brülisauer 2018.