Freiburg FR Franziskanerkloster

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In der rechten Ecke oben ist das Kloster (D) erkennbar, davor die Kirche «Notre Dame». Ansicht vom Süden. Detail des Panoramas von Freiburg, graviert 1606 von Martin Martini
Beschreibung

Wandmalerei im Kreuzgang. Anhand der Kopien von Walser und Moullet setzt sich der Totentanz wie folgt zusammen: 1. Papst und zwei Kardinäle, 2. Bischof und Abt, 3. Chorherr und Kaplan, 4. Mönch und Eremit, 5. Äbtissin und Nonne, 6. Kaiser und Kaiserin, 7. König und Königin, 8. Herzog und Herzogin, 9. Graf und Gräfin, 10. Ritter (Stifter des Totentanzes), 11. Hauptmann und Soldat, 12. Wucherer und seine Frau, 13. Bürger und Bürgerin, 14. Bauer und Bäuerin, 15. Die Szene mit Bettler und Bettlerin wurde 1748 zerstört, als an dieser Stelle die Mauer für eine Tür zur Einsiedlerkapelle durchbrochen wurde, 16. Kinder, 17. Totenkonzert.

Am Schluss, neben Bild 17, steht die Mahnung, dass auch für den Betrachter seine Zeit kommen werde und dass sein Platz im Todesreigen schon vorbestimmt sei.

Der Tod tritt bei Wuilleret fast immer mehreren Personen entgegen, um sie mitzunehmen. Diese Darstellungsweise unterscheidet ihn von den spätmittelalterlichen Totentänzen.

Während in fast allen Schweizer Totentänzen die Reihenfolge der Sterbenden vom Papst zum Ärmsten absteigt, ordnete Wuilleret geistliche und weltliche Todeskandidaten streng getrennt voneinander an. Abgesehen davon versetzte der Maler jeweils beide Eheleute durch Skelette in Furcht und Schrecken. Im Vordergrund steht die Einzeldarstellung der Szenen, nicht mehr der zusammenhängende Reigen der Gestalten. Auch unterscheidet sich der Freiburger Totentanz von Holbein und Manuel dadurch, dass das Konzert der Toten erst am Schluss erfolgt, nicht wie üblich am Anfang. Dennoch ist eine Anlehnung an Holbeins «Bilder des Todes» und an den Totentanz von Niklaus Manuel erkennbar. Auch ist der Geist der Gegenreformation im Werk von Wuilleret spürbar.

Lage

Originale im Kreuzgang des Franziskaner Klosters, Nordseite, Rue de Morat 6, Freiburg i. Ü.

Die Kopie Adolf Walsers von 1875 hängt heute im ersten Stockwerk des Hotels "A l'Aigle noir" in der Rue des Alpes 10 in Freiburg.

Die Bilder von Pater Maurice Moullet befinden sich heute im Archiv des Franziskaner Klosters in Freiburg.

Gemeinde
Freiburg
Kanton
Freiburg

Datierung

1606-1608.

1927 wurden die Szenen abgetragen, um darunter einen älteren spätgotischen Marienzyklus (um 1440) von Peter Magenberg wieder sichtbar zu machen.

1875 wurden zwei Szenen von Adolf Walser aufgenommen. 1925/1926, kurz vor der Zerstörung, fertigt Pater Maurice Moullet Kopien aller noch vorhandenen Bilder an.

Künstler

Pierre Wuilleret (um 1581- nach 1644).

Kopien durch Adolf Walser und Maurice Moullet (1907-1990).

Auftraggeber

Stifter ist der Freiburger Patrizier und Söldnerführer Hans von Lanthen-Heid. Den Auftrag an Pierre Wuilleret erteilte er 1606, einige Jahre vor seinem Tod. Er selbst wird als Ritter im Totentanz dargestellt.

Restaurierungen

keine bekannt.

Beschaffenheit

Die 17 Bilder waren in der Kalk-secco-Technik gemalt. Ausser einigen kleinen Fragmenten wie der Bischof und das Konzert der Toten links und rechts des Marienzyklus’ ist aber nichts mehr erhalten.

1874/1875 malte der Solothurner Maler Adolf Walser zwei Aquarelle: Papst und Kardinäle und Herzog und Herzogin.

1925/1926, kurz vor der Zerstörung, entstanden 16 Gouachen des Freiburger Franziskanerpaters Maurice Moullet.

Masse

Der Fries von Wuilleret war etwa 30 Meter lang. Die Figuren waren fast lebensgross.

Die Kopien von Walser messen ca. 41 x 48 cm, jene von Moullet ca. 32 x 38 cm

Inschriften

Alle Totentanzbilder werden mit vierzeiligen Versen in deutscher Sprache kommentiert. Erhalten geblieben ist nur noch ein Fragment, doch können die Texte nicht mehr rekonstruiert werden.

Literatur

Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.), Kunstführer durch die Schweiz, Bern 1982, Bd. 3, S. 676.

Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Basel 1959, Bd. 41, S. 77 und 84.

Verena Villiger, Pierre Wuilleret, Monografie, Werkverzeichnis und Ausstellungskatalog, Museum für Kunst und Geschichte Freiburg, Bern 1993, S. 72-91.

Hans Georg Wehrens, Der Totentanz im alemannischen Sprachraum, Regensburg 2012, S. 182 -184

(Auswahl)

Bilder

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Kreuzgang, Nordansicht
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Im Freiburger Franziskanerkreuzgang kann man noch zwei Fragmente der Wandmalerei von Pierre Wuilleret sehen, vorne oben links den Bischof und beim Treppenaufgang hinten das Konzert der Toten
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Bischof
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Papst und Kardinal, Kopie von Adolf Walser 1875
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Papst und Kardinal, Kopie von Maurice Moullet 1925/1926
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Herzog und Herzogin, Kopie von Adolf Walser 1875
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Herzog und Herzogin, Kopie von Maurice Moullet 1925/1926
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Bischof und Abt, Kopie von Maurice Moullet 1925
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Totentanz: Totenkonzert, Kopie von Maurice Moullet 1925
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Bürger und Bürgerin mit Schneider, Kopie von Maurice Moullet 1925
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Der Wucherer und sein Frau, Kopie von Maurice Moullet 1925/1926
Bildnachweis

Walter Matti 2018.

Erfassung

Walter Matti 2018.