Das heutige Beinhaus wurde 1507 geweiht. Die geschnitzte Decke im Schiff ist 1508 datiert. Der kleine Chor wurde später, wohl um 1625 angebaut. 1759 erfolgte eine umfassende Renovation. Die Gebeine wurden entfernt, das grosse Totenfenster und die Türe auf der Nordseite wurden geschlossen. Das Schiff ist zweigeschossig. Das Obergeschoss diente von Anfang an profanen Zwecken.
Vor dem Andachtsfenster einer Beinhauskapelle kniet ein betender Ritter. Draussen vor der Umfassungsmauer des Friedhofs warten drei bewaffnete Räuber. Sie werden von Totengerippen mit ihren Hauen, Sensen und Piken zurückgehalten. Diese steigen aus den Gräbern und kommen aus der Kapelle. Rechts neben dem Tor wartet der Schimmel des Ritters, links aussen unter einem kahlen Baum stehen die Pferde der Räuber. Spruchbänder erklären die Handlung.
Westlich anschliessend ist durch einen Streifen getrennt das Gleichnis vom reichen Prasser und armen Lazarus dargestellt. Auch hier erklären Spruchbänder das Geschehen.
Der später (wohl nach 1759) auf dem zugemauerten Totenfenster angebrachte Abschnitt mit dem Bild des Prassers in der Hölle wurde 1933 überdeckt, ebenso die Stifter- und Malerinschrift.
Lage
St. Annakapelle oder Beinhaus St. Anna (Ecke Kirchgasse / Altgasse), nördliche Aussenwand gegen den Friedhof
Datierung
Wohl vor der Mitte 16. Jh.
Künstler
unbekannt, Malersignatur „Pinxit L.N.“ (heute verschwunden)
Auftraggeber
unbekannt (H.K.m.F.F.H.?)
Restaurierungen
Das Bild wurde 1740 plump aufgefrischt und ist heute nur in der 1933 von Hans Zürcher, Menzingen, übermalten Fassung erhalten. Diese wurde 1984 gesichert.
Beschaffenheit
Freskomalerei
Masse
Höhe 240, Breite 400 cm (ungefähr)
Inschriften
Je ein Spruchband befindet sich über dem Haupt des betenden Ritters (1) und an der Außenwand der Umfassungsmauer (2):
- O helffet mir die Mörder fassen
Soll ich durch sie mein Leben lassen
Steeht uff in Gottes nammen
Und tribt die Mörder vo dannen
- O Herr din wachsambs Heer
Sändt üss ze immer mehr
Die Stifterinschrift: H.K.m.F.F.H. und die Malersignatur: Pinxit L.N. sind heute zugedeckt.
Bemerkungen
Die Komposition der Darstellung stimmt weitgehend mit dem fast völlig zerstörten Wandbild im Beinhaus von St. Michael in Zug überein.
Literatur
Birchler Linus, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, Band 1, Basel 1934, S. 72 f.
Grünenfelder Josef, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug, (Neue Ausgabe) Band 1, (Das ehemalige Äussere Amt), Basel 1999, S. 51 ff.
Grünenfelder Josef, Pfarrkirche St. Martin und Beinhauskapelle St. Anna in Baar. Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, 2008. (Schweizerische Kunstführer; Nr. 831).
Bilder
Josef Brülisauer 2020